Das Gelände der Lauffenmühle bietet die einmalige Chance zur Schaffung eines vielfältigen und naturnahen Stadtquartiers zum Wohnen und Arbeiten. In einem städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb suchte die Gemeinde Lauchringen Lösungen für die Neuordnung auf dem Areal des ehemaligen Textilunternehmens Lauffenmühle. Der hohe Anteil an gewerblichen Nutzungen erhöht die Attraktivität des Standortes durch neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Der vorhandene Maßstab der Industriebauten und die Dichte der jetzigen Bebauung erlauben, auch in der Quartiersentwicklung eine hohe Dichte zu planen, ohne dass diese als störend empfunden würden. Das ermöglicht auch die Umsetzung wichtiger, sozialer Infrastruktur für Kinder, alte und junge Menschen. Durch ergänzende Kunst-, Kultur-, Gastronomie- und Einzelhandelsangebote entsteht ein vitales, attraktives und zukunftsweisendes Stadtquartier.
Im Hinblick auf die Schonung von Ressourcen und die Geschichte des Ortes wird die vorhandene historische Bausubstanz in Teilen erhalten: Die denkmalgeschützten Gebäude, Kesselhaus und Baumwollhalle, das Turbinenhaus und die große Sheddach-Halle der Weberei. Bei der Weberei werden die Öffnungen für die Belichtung nach Norden wieder geöffnet, so dass ein großer und gut belichteter Raum entsteht, der zum einen an die industrielle Vergangenheit des Ortes erinnert und zum anderen Möglichkeiten für die Nachnutzung im neuen Quartier bietet. So werden in der alten Weberei der Rewe-Markt untergebracht, dessen Gebäude an der Hauptstraße zu klein ist und das rückgebaut wird. Außerdem können in der Weberei andere Nutzungen, wie ein Handwerkerhof, ein Indoor-Spielplatz und das Technologiezentrum, unterkommen. Das Untergeschoss der Weberei wird ebenfalls aktiviert und nimmt einen Großteil der erforderlichen Stellplätze auf. Hierfür wurde eine neuartige Geometrie für die Stellplätze entwickelt, bei der die Stellplätze aufgrund der Stützenabstände etwas breiter dimensioniert sind, dafür aber die Fahrttrassen etwas schmaler sein können.
Ziel der städtebaulichen Setzung ist es, differenzierte und überschaubare Stadträume zu bilden. Wege, Straßen und grüne Räume treffen immer wieder auf Plätze sowie bauliche und landschaftliche Strukturen und werden von diesen eingerahmt. Gleichzeitig haben die Bauvolumen einen Maßstab, der eine angemessene Dichte zulässt, die in der industriellen Bebauung des Ortes bereits heute angelegt ist.
Die Grundstruktur des Städtebaus – das Baufeld – besteht aus offenen Blockrand Elementen, die auf der einen Seite einen Rücken zum Erschließungsraum bilden und auf der anderen Seite sich zum Landschaftsraum und der Wutach öffnen. Diese Strukturen bilden differenzierte Außenräume mit öffentlichen Erschließungs- und Grünräumen an der Außenseite sowie geschützten Wohnhöfen in den Block-Innenräumen. Diese Höfe dienen gleichzeitig der Erschließung der Wohngebäude, in denen sich die BewohnerInnen treffen und Nachbarschaften bilden.
Die Außenraum- und Landschaftsgestaltung folgt dem Leitbild des ‚Wohnen im Grünen‘. Der Außenraum ist als durchgehender gemeinschaftlicher Landschaftsraum konzipiert. Im Zentrum der Anlage finden sich zwei öffentliche Plätze von angemessener Größe, die den BewohnerInnen mit einem angelagerten Spielplatz als Treffpunkt dienen. Die Außenräume im Quartier bieten eine sorgfältig entworfene Hierarchie von öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten Zonen, die verschiedene Funktionen gewidmet sind. Öffentliche Plätze und ausdifferenzierte Erschließungsachsen bilden das Grundgerüst des öffentlichen Freiraums. Die Nord-Süd-Verbindungen sind dabei in Grüne Taschen eingebettet, die sich mit der Landschaft entlang der Wutach verzahnen und deren Charakter so in das Quartier bringen. Als öffentliche Grünflächen sind die Grünen Fugen für alle nutzbar. Der landschaftlichere Charakter und die öffentlichen Spielplätze und multifunktionalen Flächen sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität. Die Verbindung und Zugänglichkeit zur Wutach gelingt durch Landschaftsstufen und einzelnen Öffnungen in der Vegetation entlang des Ufers. Die Grenzräume verdichten und verzahnen sich nach Süden hin zu einem Landschaftspark, der Raum für urban farming, urban gardening sowie Spiel- und Bewegungsfeldern bietet.
Die großzügigen Wohnhöfe sind abwechslungsreich ausgestaltet und bieten Möglichkeiten zum Spielen, für spontane und informelle Treffen, gemeinsames Essen und Werkeln. Die privaten Außenräume sind offen gestaltet und laden zu gemeinschaftlichen Aktivitäten sein und fördern den sozialen Austausch.
Bearbeitungszeitraum:
2022
Fläche:
7,9 ha
Ausloberin:
Gemeinde Lauchringen