Kusel ist eine kleine Stadt, deren Bevölkerung eher schrumpft als wächst. Dem allgemeinen Trend folgend führt auch in Kusel der demographische Wandel zu einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung. Für diese Gruppe der Gesellschaft gibt es in Kusel nicht genug altersgerechte und barrierefreie Wohnungen. Im Hinblick auf die insgesamt rückläufigen Bevölkerungszahlen sind vor allem ergänzende und spezifische neue Wohnangebote für ältere Menschen sinnvoll. Diese Angebote eröffnen dann an anderen Stellen in der Stadt freiwerdenden Wohnraum, der von Familien und anderen Bürger*innen genutzt werden kann.
Barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnungen sind ein wichtiges Angebot für ältere Menschen, die schon lange in Kusel wohnen, dortbleiben wollen und jetzt oder später eine seniorengerechte Wohnung benötigen. Deswegen werden im entworfenen Neubau von DGJ Architektur altersgerechter Wohnraum und ein Betreuungsangebot geschaffen.
Im EG des Neubaus findet sich eine Tagespflege für ältere Menschen. Solche Einrichtungen werden vorzugsweise von den Sozialträgern betrieben. Tagespflegeeinrichtungen bilden einen wichtigen Baustein der sozialen Infrastruktur in einer kleinen Stadt. Das Betreuungsangebot ist durch die zentrale Lage im Herzen der Stadt Kusel und die Nutzbarkeit des neugeschaffenen Außenraums und Parks besonders attraktiv. Es gibt einen nutzungsoffenen Mehrzweckraum für gemeinschaftliche Veranstaltungen (Musik- und Bewegungsangebote, Kaffee-Kränzchen, etc.). In den Obergeschossen sind Wohngemeinschaften für Senior*innen mit einem optionalen Pflegeangebot geplant. Durch die Tagespflege im EG haben die Senior*innen einfachen Zugang zu ergänzenden Angeboten und dem gemeinschaftlichen Außenbereich.
Die Schnittstelle zwischen dem Neubau und dem Freiraum bildet eine Stadtbühne, die dem Gebäude als teilweise überdeckter Außenraum vorgelagert und leicht erhöht ist. Dieser Außenraum ist vielfältig nutzbar: Im Alltag als Aufenthaltsraum, der vor Regen und Sonne schützt. Als Außenbereich für den Kiosk, der als eine Art Mini-Café Eis und Getränke anbietet. Die Stadtbühne kann aber auch als Veranstaltungsfläche für Konzerte, Theaterstücke oder andere Ereignisse genutzt werden, indem der angrenzende Platz als Raum für Zuschauer*innen dient.
Vier Freiraumcharaktere verweben den Neubau an der Bahnhofstraße mit den bestehenden baulichen Strukturen des Lehnstaffelareals und dessen Umgebung in Kusel. Den Auftakt bildet der Lehnstaffelplatz, der als Vorplatz zum Neubau die Bahnhofstraße mit der Lehnstaffel verbindet. Die Platzgestaltung unterlegt das neue Gebäude und bindet so das bestehende Torgebäude und dessen Umgebung in das neugestaltetete Ensemble ein.
Der Platzbelag bildet zugleich den Rahmen des Lehnstaffelparks, der sich in Verlängerung des Neubaus, vor der Stadtbühne als „grünem Wohnzimmer“ der Lehnstaffel, ausbildet. Diese multifunktionalen, innerstädtischen Grünflächen bilden das „grüne Herz“ des Lehnstaffelareals. Im südöstlichen Teil befindet sich die Stadtterrasse, bei der die bestehende Topografie genutzt wird, um den Freiraum bewusst in Szene zu setzen. Kleine Plateaus bieten eine hohe Aufenthaltsqualität mit Ruhebereichen. Die Stadtterrasse bindet die Oberstadt an den Altstadtkern an. Als Bindeglied zwischen den Freiräumen verläuft die Lehnstaffelachse barrierefrei von der Stadtterrasse im Osten, vorbei an Park und Neubau, zum westlichen Quartiersausgang Richtung Innenstadt Kusel. Die Achse liegt südlich des Parks und dient als grüner Filter zu den südlichen Nebengebäuden.
Der Neubau ist als Holzskelettbau konzipiert, was den Vorteil hat, dass das Gebäude später leicht umgenutzt werden kann, wenn der Bedarf für die geplante Nutzung nicht mehr gegeben sein sollte. Holz leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und hat als regionales Baumaterial eine lange Tradition in Rheinland-Pfalz. Das Tragwerk ist ein effizientes Holz-Skelett mit Stutzen und Unterzügen. Die Gefache werden mit Holz-Rahmen-Elementen ausgefacht, die Dämmung und Leitungen enthalten. Innen- und Außenwände können als Elemente vorgefertigt werden, in die Stützen und gegebenenfalls auch Unterzüge eingebaut sind. Auch die Oberflächen und Fassaden können schon im Werk aufgebracht werden.
Bearbeitungszeitraum:
2023
Fläche:
ca. 6.890 qm
Ausloberin:
Stadt Kusel
Verfahren:
Einstufiger, nichtoffener Ideenwettbewerb
2. Preis
Landschaftsarchitektur:
faktorgruen Landschaftsarchitekten bdla Beratende Ingenieure Partnerschaftsgesellschaft mbB