Das denkmalgeschützte Internatsgebäude des Bestands ist Ausgangpunkt des vorliegenden Entwurfs: Der Neubau im Entwurf von DGJ ergänzt die bestehende Anlage um einen weiteren Flügel, der die städtebauliche Komposition der gesamten Anlage komplettiert. Wichtigstes Anliegen dieses Entwurfs ist es, für das Internat im Ensemble mit dem Bestand eine starke räumliche Identität zu schaffen. Solche räumlichen Qualitäten finden sich bereits beim denkmalgeschützten Gebäude und dem zugehörigen Hof. Dieser wird durch einen zweiten Hof ergänzt. Beide Höfe bilden zusammen einen geschützten Raum für die Internatsschüler*innen. Die Gesamtanlage mit den zusammenhängenden Innenflächen und den gefassten, gedeckten Außenräumen wird dem Anspruch des Internats gerecht, einen Lebensraum – ein Zuhause – für die Schüler*innen zu schaffen. Ein Grundgefühl der Geborgenheit wird sowohl von den Räumen und Bauwerken getragen als auch vom Zusammengehörigkeitsgefühl, das diese ausstrahlen.
Vorteil des Anbaus ist die funktionale Ergänzung und Ertüchtigung des Altbaus. Durch den Neubau werden alle Ebenen des Altbaus barrierefrei erschlossen. Zusätzliche Flächen des Raumprogramms sind so angeordnet, dass sie auch durch Bestandsnutzende leicht mitverwendet werden können. Der Anbau reduziert das notwendige Bauvolumen. Die Flächen im Altbau können für zwei Wohngruppen weiterhin genutzt werden, was angesichts des knappen Budgets einen großen Vorteil darstellt. Auch der Neubau profitiert von der räumlichen Anbindung an den Bestand. Die Zimmer der Internatsschüler*innen haben eine direkte und witterungsgeschützte Verbindung zum Altbau, in dem sich die Mensa und weitere Gemeinschaftsräume befinden. Auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und das identitätsstiftende Potenzial des Ortes ist es wichtig, den denkmalgeschützten Bestand, das Herzstück des Internats, weiterhin zu bewohnen. Es entsteht ein eindrückliches Gesamtgefüge aus Alt und Neu, das das Zusammenleben im Internat befördert und den Gemeinschaftsgeist stärkt.
Im Neubau sind die einzelnen Wohngruppen in ‚Häusern‘ nach vertikalen Abschnitten des neuen Gebäudeflügels angeordnet. Die ‚Häuser‘ sind zur Adressbildung mit eigenen Treppenaufgängen gestaltet und farblich voneinander abgesetzt. Im Erdgeschoss sind die öffentlicheren Nutzungen der Wohngruppen platziert, wie Wohnbereich und Betreuungszimmer. Die privaten Zimmer finden sich in den ruhigeren Obergeschossen.
Der Ideenteil schreibt die Grundhaltung des Entwurfs fort: Der Neubau wird stets in Verbindung mit dem Bestand gedacht, so dass gegenseitige Synergien entstehen und für Alt- und Neubau gleichermaßen fruchtbar werden. Die neue Turnhalle ist so angeordnet, dass ihre Infrastruktur mit Umkleiden, Duschen und Lager an die alte Turnhalle anschließt und diese ertüchtigt. Die neue Infrastruktur wertet immer auch den Bestand auf, wie hier die Sportanlagen im Außenbereich.
Zentrales Motiv der Freiraumgestaltung ist der Innenhof: Durch den Neubau entsteht ein geschützter Außenraum, der ähnlich wie der Innenhof eines mittelalterlichen Klosters einseitig durch einen Arkadengang und den Laubengang gerahmt ist. Die Arkade endet in einem respektvollen Abstand zum denkmalgeschützen Bestand. Der neue Hof dient den Schüler*innen als Wohnhof – als Spiel- und Aufenthaltsraum. Sein Nutzwert wird erhöht, in dem er weitgehend freigehalten wird. Große Laubbäume (Blutbuchen) spenden im Sommer Schatten und erhöhen so den Komfort in Zeiten heißer werdenden Sommer. Teile des Hofs können als Schulgarten angelegt werden, die die Internatsschüler*innen für eigene Anpflanzungen nutzen können.
Bearbeitungszeitraum:
2023
Fläche:
ca. 18.000 qm
Ausloberin:
Schulverein Weierhof, Bolanden
Verfahren:
Nichtoffener, hochbaulicher und freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil
Landschaftsarchitektur:
DGJ Landscapes GmbH (jetzt: DGJ Paysages sàrl)