Das bestehende Gebäude in Bad Liebenwerda hat einen großen ökonomischen und ökologischen Wert. Daher wählt der Ansatz von DGJ Architektur einen respektvollen und pragmatischen Umgang mit den wertvollen Ressourcen der gebauten Umwelt, die am Standort zu finden sind. Im Falle des Generationenzentrums spricht auch das knappe Baubudget für einen Erhalt des bestehenden Gebäudes. Im Entwurf wird der Bestand daher fast vollständig erhalten und minimal-invasiv umgebaut. Nur einige Innenwände werden entfernt und mit Unterzügen ersetzt, um größere Räume herzustellen. Die vorhandenen Fensteröffnungen werden in der Breite erhalten und nach unten erweitert, so dass visuelle Bezüge zum Außenraum entstehen.
Das Neubau-Volumen kann durch den Erhalt des Bestands minimiert werden. Ergänzt werden nur die Räume und Funktionen, die in der kleinteiligen Bausubstanz nicht unterzubringen sind, wie Café und Seminarräume mit zugehöriger Infrastruktur. Die Fassade des Gebäudes wird mit einer Holz-Fassade ertüchtigt, in Anlehnung an die Materialität des Erweiterungsneubaus. Alt und neu wachsen so auch visuell zusammen und bilden ein Ensemble. In der vorgesetzten Holz-Fassade werden die neuen Fenster und Türen eingebaut, was die Umbauzeit minimiert. Die Gebäudetechnik, vor allem Heizleitungen und Elektrotechnik, können ebenfalls in diese zweite Hülle integriert werden. Dadurch sind die Eingriffe in den Bestand begrenzt. Auch die großen Bäume auf dem Grundstück werden erhalten. Die Setzung der Baukörper wurde so entwickelt, dass nur minimale Veränderungen im Baumbestand notwendig sind. Wenige kleine Bäume werden gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt.
Zentrales Motiv der Freiraumgestaltung ist der Innenhof mit einem an den Hof eines mittelalterlichen Klosters erinnernden Kreuzgang (fr. „cloître“): Durch den Neubau entsteht ein geschützter Außenraum, der umlaufend durch einen Arkadengang und den Laubengang gerahmt ist. Dieser zentrale Außenraum bildet das Herz des Gebäudes, auf den sich alle übrigen Räume hin orientieren und der alle Funktionen und damit die Generationen verbindet. Der Hof ist für unterschiedliche Aktivtäten nutzbar: Als Terrasse für das Café, als Spielplatz für Kleinkinder, mit Sitznischen entlang des Laubengangs als Platz für geruhsames Verweilen.
Die großen Bäume bilden ein Blätterdach und geben dem Hof die Atmosphäre eines gefassten Gartens. Sie spenden im Sommer Schatten und erhöhen so den Komfort in Zeiten heißer werdenden Sommer. Der Arkaden- und Laubengang verbindet den Alt- und Neubau. Es entsteht eine zusätzliche Erschließungszone auf der Außenseite des Bestands, die den Nutzwert und die Flexibilität des Gebäudes deutlich erhöht. Außerhalb des Arkadengangs ist ein Spielplatz für größere Kinder mit Schaukel und Klettergerüst geplant. In Teilen des Gartens können Beete angelegt werden, in denen eigenes Gemüse angepflanzt werden kann. Die freien Grünbereiche außerhalb des Arkadengangs laden zum Spielen und zum Sport ein oder können Hochbeete aufnehmen, die von den Nutzerinnen und Nutzern gemeinsam bewirtschaftet werden.
Auf dem Dach des eingeschossigen Neubaus entsteht Raum für weitere, differenzierte Nutzungen des Generationenzentrums: Die Dachterrasse kann für Veranstaltungen, Konzerte, Sport, Spiele oder als grüner ‚Seminarraum unter freiem Himmel‘ genutzt werden. Sie ist barrierefrei über das Foyer angebunden.
Bearbeitungszeitraum:
2023
Fläche:
ca. 4.060 qm
Ausloberin:
Verbandsgemeinde Liebenwerda für die Stadt Liebenwerda
Verfahren:
Hochbaulicher Realisierungswettbewerb