Die antike Inka-Stadt „Machu Picchu“ in Peru, deren steinerne Bauten auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden waren, stand Pate für diesen außergewöhnlichen DGJ-Entwurf eines Gymnasiums in Göttingen. Da der jetzige Oberstufentrakt des bestehenden Hainberg-Gymnasiums nicht mehr wirtschaftlich saniert werden kann, lobte die Stadt Göttingen eine Wettbewerb für einen Ersatzneubau aus. Mit Unterstützung unserer Partner_innen GDLA Landschaftsarchitektur, bauart Beratende Ingenieure und EFG Engineering Facility Group entstand eine städtebauliche Form, die eine räumliche Beziehung zum Bestand und dem neuen Schulhof schafft. Die Terrassen öffnen sich in Richtung des Schulhofs, dem zentralen Ort der Begegnung, und bilden ein vernetztes System aus vielfältig nutzbarer Erschließung und Nutzung des Außenraums.
Eine großzügige Treppe erschließt alle Geschosse. Die Schüler_innen können sich über die Terrassen zwischen den Lernbereichen und zum Schulhof bewegen. Dadurch werden die Terrassen belebt und ein integraler Bestandteil des nutzbaren Außenraums. Außerdem bilden sie „grüne Klassenzimmer“, die für den Unterricht nutzbar sind, und eröffnen zahlreiche, zusätzliche Räume für das Arbeiten in kleinen oder größeren Gruppen sowie die soziale Interaktion. Die Grundkonstruktion des Tragwerks bildet ein Holz-Skelettbau mit Stützen und Unterzügen aus leistungsfähigem Buchen-Furnierschichtholz und Hohlkastendecken, die auch die Spannweite von 8,5m problemlos überspannen können.
Die Schule von morgen muss mehr können als nur Wissen vermitteln. Sie muss ein Ort sein, der die Schüler:innen neugierig macht, ihnen Raum zum Lernen, Arbeiten, Diskutieren und Entdecken gibt und gleichzeitig Nischen und Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Lernen oder Erholungsphasen ermöglicht. Eine zeitgemäße Pädagogik braucht ‚lernende‘ Räume, die unterschiedliche Lernsituationen und Lehrkonzepte zulassen: Den Frontalunterricht im Klassenverband, das Arbeiten in Kleingruppen und die Möglichkeit der Einzelarbeit in offenen, flexibel nutzbaren Lernlandschaften. Mit dem Entwurf schaffen wir die Möglichkeiten für solche vielfältigen, differenzierten und flexiblen Lernräume. Die zentralen Zonen und Differenzierungsräume erlauben es, kleinere Lerngruppen zu bilden. Darüber hinaus bieten die zentralen Zonen zahlreiche ergänzende Möbel, Nischen und Räume mit flexibler Raumaufteilung an, in denen die Schüler:innen je nach Bedarf in kleinen Gruppen zusammenarbeiten, in Ruhe lernen oder gemeinsam spielen können. Die zentralen Zonen weiten sich an verschiedenen Stellen zu ‚Lerninseln’. Auf jedem Geschoss sind Öffnungen zu Außenbereichen als „grüne Klassenzimmer“ vorgesehen, die für den Unterricht im Freien nutzbar sind.
Auch die Außenraumgestaltung folgt dem Motto der Flexibilität und Verbundenheit. Am süd-westlichen Eck des Neubaus wird ein Platz vor dem neuen Forum ausgebildet, der, mit Außenbestuhlung ausgestattet, als Treffpunkt für Schüler_innen und Lehrer_innen dient und den Austausch fördert. Dieser Außenraum ist das Bindeglied zwischen Neubau und Bestandsarchitektur. Die Platzfläche zieht sich bis in den bisherigen Innenhof und eignet sich zum Treffen, Sprechen und Spielen in der Pausenzeit. Die bestehenden Grünflächen im Innenhof werden erweitert und mit neuen Sitzgelegenheiten versehen. Diese Gestaltung bietet einen angenehmen Ort zur Erholung und Begegnung im Grünen.
Eine barrierefreie Rampe verbindet das obere Geländeniveau des neuen Platzes mit der Sport- und Erholungsfläche. Zusätzlich wird eine Treppenanlage am Geländeversprung errichtet, die als Zugang und als Sitzgelegenheit mit integrierten Grünbeeten dient. Von hier aus haben die Nutzer_innen einen Ausblick auf die Sportfläche und den multifunktionalen Platzbereich. Letzterer kann für Aufführungen und Veranstaltungen des Hainberg-Gymnasiums genutzt werden.
Neben dem Sportfeld wird ein Klimawäldchen mit widerstandsfähigen Holzdecks angelegt. Dieses bietet schattige Plätze zur Entspannung und trägt zur Kühlung des Geländes bei. Die Fläche ist leicht abgesenkt, sodass sich im Falle eines Starkregenereignisses das anfallende Wasser wenige Zentimeter hoch anstauen und zeitverzögert versickern kann. Entlang der grünen Böschung und der Wege werden Bänke installiert, die zusätzlichen Aufenthaltsraum bieten. Nahe der Kreuzung Kleperweg/Lohrbergstraße wird ein grüner Rückzugsort mit Lern-Pavillons geschaffen. Dieser Bereich bietet eine ruhige Umgebung für konzentriertes Lernen und Entspannung abseits des Schulbetriebs.
Bearbeitungszeitraum:
2024
Fläche:
ca. 5.800 qm BGF
Ausloberin:
Stadt Göttingen
Verfahren:
nichtoffener hochbaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb
Partner:
GDLA Gornik Denkel landschaftsarchitektur partg mbb
bauart Konstruktions GmbH & Co. KG
EFG Engineering Facility Group